top of page

Seoulicious

Aktualisiert: 24. März

Meine Eindrücke zu Seoulicious - Fake Me, Real You ✍️ von Thea Hong:



Buchige Fakten:

Titel: Seoulicious - Fake Me, Real You

Geschrieben von - Thea Hong

Deutsche Ausgabe erschienen im - Novel Arc Verlag

Deutsche Erstausgabe - 14. Januar 2025

Seitenanzahl: 396



Handlung:

Suki ist wütend - immer.

Sie muss die starke Unni für ihre Zwillingsschwester Yoona sein und die gehorsame und perfekte älteste Tochter für ihre Eomma.

In Deutschland fühlt sie sich wie eine Fremde in ihrem eigenen Zuhause und in ihrem Kopf gibt es nur einen Ort an dem alles besser wäre - Südkorea.

Deshalb bleibt ihr nur noch ein einziger Ausweg; sie zieht buchstäblich die Notbremse...und zwar in der U-Bahn.

Ihre Eomma weiß sich nicht anders zu helfen und ermöglicht Suki schließlich einen dreimonatigen Aufenthalt bei ihren Großeltern in Seoul.

Während sie vermeintlich alle ihre Sorgen und den Rassismus in Deutschland zurücklässt vergisst Suki, dass sie auch Yoona zurückgelassen hat - aber nicht für lange.

Yoona hat für ihre Influencer Karriere nämlich etwas getrickst und Sukis Stimme von einem Gesangswettbewerb ihrer koreanischen Gemeinde benutzt - jetzt ist das Video viral gegangen und die koreanischen Medien interessieren sich für sie.

Suki kann es nicht ertragen ihre kleine Schwester im Stich zu lassen und willigt schließlich ein sich als sie auszugeben; dabei ahnt sie nicht, dass sie damit in Teufels Küche gerät.

Eins führt zum anderen und plötzlich muss sie als Yoona an einer Koch- und Dating Show im koreanischen Fernsehen teilnehmen.

Nicht nur in der Küche sprühen die Funken - auch zwischen ihr und ihrem Team Partner Jin, einem gefeierten Idol und "Golden Retriever", knistert es gewaltig.

Aber sie ist ja nicht Yoona, sondern Suki...und was ist wenn alles auffliegt?

Und wer ist Suki eigentlich?



Schreibstil:

Ich muss gestehen, dass der Schreibstil nicht einfach zu kategorisieren ist. Ist er modern? Ja! Ist er klassich? Auch! Meiner Meinung nach eine perfekte Mischung, die sowohl den Charakteren, dem Setting, als auch dem Zeitgeist gerecht wird.

Ich persönlich mag den modern gehaltenen Schreibstil  grundsätzlich eher weniger, aber Thea Hong schafft es diesen meisterlich in einen sonst eher klassisch anmutenden Stil einzuweben.

Beschreibungen von Orten sind immersiv und geben einem den Eindruck selbst vor Ort zu sein, die Gewürze zu riechen und das "balli balli" von Seoul spüren zu können. In den Momenten in denen Suki emotional wird wechselt Thea Hong zu kürzeren Satzkonstruktionen um die Eindringlichkeit der Gedanken und  Handlungen ihrer Protagonistin in den Vordergrund zu rücken.

Die Autorin beherrscht eindeutig ihr Handwerk und orientiert ihren Schreibstil an ihrer Geschichte, anstatt dieser ihren Stempel aufzuzwingen.



Charaktere:

Suki ist einer der besten weiblichen Hauptcharaktere die ich jemals gesehen habe!

Trotz ihrer teilweise sehr impulsiven Art kommt sie dabei nie unauthentisch und gezwungen "bad ass" rüber. Sie reflektiert sowohl ihre Gedanken, Emotionen, als auch ihre Handlungen und steht für diese ein. Dennoch plagen auch sie häufig Zweifel - meist sind diese aber das Ergebnis von inernalisierten Verhaltensweisen, die ihr durch die Gesellschaft aufgezwungen werden. So hat sie oftmals Zweifel ob sie auf rassistische Bemerkungen nicht doch etwas zu heftig reagiert hätte. Gleichzeitig verbrennt ihre innere Wut sie regelrecht und sie weiß nicht wie sie "sanfter" werden kann und ob sie das überhaupt werden soll.

Ihr innere Zerrissenheit stammt aus dem Balanceakt sich gegen Rassismus wehren zu wollen, aber gleichzeitig die brave und perfekte Tochter sein zu müssen.

Ich habe das Privileg nicht von Rassismus betroffen zu sein, aber Thea Hong hat es geschafft, dass ich mich trotzdem in Suki sehen kann. Ich habe mit ihr gelacht, geweint, gewütet, gelitten und triumphiert.

Meiner Meinung nach hat sie damit einen neuen Standard für weibliche Hauptcharaktere gesetzt.


Yoona war ein "tough cookie" für mich - ich habe sie im Laufe der Handlung regelrecht gehasst. Ich empfand sie als manipulativ und verzogen und dann kam Thea Hong und hat meine Wut und Abscheu wie einen Ballon platzen lassen. Von Anfang an waren die Hinweise da und trotzdem hat man nicht richtig hingesehen, so wie Suki sich selbst nicht sehen konnte, so konnte sie Yoona nie wirklich sehen. Yoona ist die Art von Charakter der einem eindrucksvoll vor Augen führt wie schnell und oberflächlich man als Lesender doch urteilen kann. Das hat mich zum Nachdenken angeregt: wieviele Yoonas sind mir schon im echten Leben begegnet und wie habe ich sie behandelt?

Suki und Yoona sind zwei Seiten der selben Medaille und doch sind sie keine Gegensätze, sondern gleichen sich mehr als sie denken.


Jin ist die Art von männlichen Hauptcharakter nach dem ich mich gesehnt habe: flirty, süß, frech und trotzdem hat er einen Beschützerinstinkt, der nicht in Kontrollsucht abrutscht.

Er ist sehr reflektiert und ist sich seiner Stärken und Schwächen bewusst - wenn ihm etwas wichtig ist, dann gibt er alles. Er liebt es anderen zu helfen und würde für seine Liebsten auch seine Träume aufgeben. Seine Schüchternheit, gepaart mit seinem Mut waren erfrischend und ich habe mehrmals buchstäblich kichernd mit meinen Füßen gestrampelt. Das er seine Priviligiertheit anerkennt, diese nicht ausnutzt, aber dennoch sinnvoll einsetzt fand ich bemerkenswert. Allzu oft endet es damit, dass Charaktere entweder zu verwöhnt sind, oder sich komplett von allem lossagen. Jin geht sehr bewusst mit dem Privileg, dass seine Herkunft bedeutet, um und strebt trotzdem danach durch harte Arbeit seinen Traum verwirklichen zu können.


Die weiteren Charaktere und Figuren sind alle gut ausgearbeitet und wirken nie eindimensional, selbst wenn sie nur eine kleine Rolle spielen.

Zum Brüllen komisch fand ich vor allem die Ajummas auf dem großen Markt - ihre Kommentare waren Comedy Gold.



Weltaufbau:

Die Handlung spielt in der realen Welt und fokusiert sich dabei vor allem auf zwei Länder, bzw. Großstädte in diesen. Hierbei werden sowohl länderspezifische, als auch städtespezifische Situationen aufgefriffen.


Deutschland/Hamburg sehen wir durch Sukis Augen - ein Blickwinkel, der den Alltagsrassimus beleuchtet, den man als Deutscher allzu einfach wegignorieren kann. Suki hat diesen Luxus nicht und Anfeindungen kommen nicht nur von Rassisten und solchen, die ja angeblich keine sind "ABER...." - sondern auch von angeblichen Allies, denen ihre Selbstdarstellung wichtiger ist, als Betroffenen zuzuhören. Das Land, dass eigentlich ihr Zuhause sein sollte wirkt trist und ungemütlich - was ausnahmsweise nicht am Hamburger Wetter liegt.

Die Beschreibung ihrer kleinen Wohnung in der Suki mit ihrer Eomma und Yoona wohnt zeichnet hingegen ein Bild von Wärme und Liebe, aber auch hier verwischen die Grenzen zur Außenwelt langsam aber sicher.


In Südkorea/Seoul  spielt der Großteil der Geschichte und gemeinsam mit Suki fühlt man plötzlich wieder das Leben. Die Menschen, die Orte und das Essen werden in den schillernsten Farben beschrieben und als Lesender fühlt man sich so als ob man Seoul mit Suki entdecken würde - als ob man tatsächlich dort wäre!

Nach dem ersten Kennenlernen wandelt sich Seoul , trotz seiner unvorstellbaren Geschwindigkeit, für Suki und für die Lesenden zu einem Ort der inneren Ruhe. Nach und nach halten die Feinheiten der koreanischen Kultur in Sukis Bewusstsein Einzug und sie hat das Gefühl endlich angekommen zu sein. Im Laufe der Handlung wird aber klar, dass sich Südkorea vielleicht doch nicht so fundamental von Deutschland unterscheidet, denn es sind immer die Menschen, die einem Ort formen.



Gestaltung:

Das Taschenbuch zeigt eine Straße in Seoul mit Ausblick auf den Namsan Tower.

Das gezeichnete Cover ist hauptsächlich in verschiedenen Lilatönen mit gelben Highlights und gelber Schrift gehalten.

Der Farbschnitt ist ebenfalls in einem schönen Sonnengelb mit kleinen Symbolen (Herzen, @-Zeichen und Briefen) in zartem Rot gehalten.

Verschiedene Songtitel sind jeweils passend zum Kapitel über der Kapitelüberschrift angegeben und sind mit einem süßen Herzsymbol verziert.

Die gesamte Gestaltung ist stimmig und passt sowohl optisch als auch thematisch zum Inhalt des Buches.



Fazit:

Dieses Buch ist eines der Schätze, die einem im Leben nicht allzu oft begegenen. Echte Emotionen zu wecken die noch lange nachklingen ist etwas, dass nicht viele Schreibende bei mir schaffen.

Ich hatte eine kleine süße Romance mit K-Pop Einflüssen erwartet und habe stattdessen ein Buch bekommen, dass mich noch viele Jahre begleiten wird.

Soulicious empfehle ich für alle Lesenden ab 16 Jahren (es gibt ein bisschen Spice, aber eher "closed door")  - selbst denen, die sonst eigentlich eher nicht zu Romance greifen.


Für Seoulicious - Fake Me, Real You vergebe ich die GOLDENE MOTTE.




 
 
 

Kommentare

Mit 0 von 5 Sternen bewertet.
Noch keine Ratings

Rating hinzufügen
bottom of page