Wie Schatten in der Dämmerung
- Buch Motte
- 24. März
- 5 Min. Lesezeit
Meine Eindrücke zu Wie Schatten in der Dämmerung (Land der Dämmerung Band1) ✍️ von Laura May Strange:
Buchige Fakten:Titel: Wie Schatten in der Dämmerung
Geschrieben von: Laura May Strange
Erschienen im: Wunderzeilen Verlag
Erscheinungsdatum: 31.10.2024
Seitenzahl: 529
Handlung:
Tianas Leben ist alles andere als einfach. In ihrem Dorf in Velarien ist sie eine Außenseiterin und das nicht erst seit dem Tod ihrer Mutter Shaye Faerwyng. Die Bewohnenden des Dorfes hatten sie schon immer mit Argwohn betrachtet, schließlich kamen sie über die Brücke aus Daskyen - dem Land der Dämmerung. Dort gab es, im Gegensatz zu Velarien, noch Magie und diese war in Tias neuer Heimat verpönt. Schutzlos den Launen ihrer kranken Mutter ausgesetzt, entwickelte Tia schwere psychische Probleme, die sich auch nach dem Tod von Shaye nicht wirklich bessern.
Als sie das Amulett ihrer Mutter - vergraben im Vorgarten ihres ehemaligen Hauses - fand, ahnte Tia noch nicht, in welche dunklen Geheimnisse sie sich bald verstricken würde.
Karalyna tut alles um den Ansprüchen ihrer Mutter, der ersten Gardistin von Daskyen, zu genügen. Ihr Ziel ist es einmal in ihre Fußstapfen zu treten und die Bevölkerung von Daskyen vor den Magiebegabten zu schützen; schließlich sind sie Monster. Vor allem die wahre Magierin Dahlya ist eine Gefahr für den Frieden - zumindest laut ihrer Mutter. Wie aus dem Nichts verändert sich für Kary über Nacht alles, als sie einen nicht zu ignorierenden Drang fühlt und Hals über Kopf nach Velarien aufbricht.
Weder Tia noch Kary wissen, dass das Schicksal andere Pläne mit ihnen hat.
Schreibstil:
Ich liebe Lauras Schreibstil! Er hat mich von der ersten Sekunde an gepackt - aber nicht brutal, sondern sanft, wie ein Spinnennetz von dem man nicht weiß, dass es sich um einen legt. Je nachdem, an welchem Faden sie gezogen hat, war ich aufgeregt, oder entspannt, wütend oder traurig. Nie war der Stil überladen oder erdrückend, sondern immer angenehm fließend und mit ihren Beschreibungen, sowohl vom Innenleben der Charaktere, als auch der Orte selbst, konnte ich problemlos in eine andere Welt eintauchen.
Besonders selten ist es, dass eine schreibende Person gute Plottwists und unvorhersehbare Handlungen schreibt, die man TATSÄCHLICH nicht erahnen kann. Selbst am Ende des Buches weiß ich noch immer nicht, wer eigentlich böse und wer gut ist - oder ob es überhaupt möglich ist, eine Klassifizierung anzulegen.
Charaktere:
Tiana könnte man schnell als schwach abtun, da sie von Ängsten so durchdrungen ist, dass sie teilweise nicht in der Lage ist, am Alltag teilzunehmen. Dennoch ist sie eine der stärksten Charaktere, denen ich je begegnet bin. Sie weiß um ihre Probleme und versucht sie entweder zu bekämpfen, oder findet Wege, mit ihnen zurechtzukommen. Gleichzeitig lässt sie sich nicht von ihren eigenen Moralvorstellungen abbringen - selbst wenn man sie dafür verspottet, oder versucht wird, ihr Zweifel in den Kopf zu pflanzen. Sie ist reflektiert und gütig, aber nicht naiv oder leichtgläubig. Ihre “Fehler und Schwächen” waren durchaus nachvollziehbar und ich war zu keiner Zeit genervt von der Angst, die sie fast immer begleitet.
Tia ist ein stimmiger Charakter, in den man sich hineinversetzen kann, selbst wenn einem ihre Lebensrealität eigentlich fremd ist.
Karalyna ist ein sehr zwiegespaltener Charakter, der eigentlich sehr klare Moralvorstellungen hat. Da sie sich aber mit brennender Leidenschaft danach sehnt, von ihrer Mutter anerkannt zu werden und von dieser bereits von Kindesbeinen an indoktriniert wurde, hat sie auch deren Moralvorstellungen als ihre eigenen angenommen. Solange ihr Leben in geregelten Bahnen verläuft, gibt es für sie eigentlich kaum einen Grund, die Entscheidungen und Handlungen ihrer Mutter und des Reiches anzuzweifeln. Erst als sie vor ein moralisches Dilemma gestellt wird, merkt sie, wie sehr sie sich von ihrer Mutter unterscheidet.
Scheint es ihr Anfangs wie ein Beweis ihrer eigenen Schwäche, so merkt sie im Laufe der Ereignisse, und dank der Unterstützung ihrer Freunde, dass sie nicht “schwach” ist und Schwächen zu haben, nichts Schlimmes sein muss.
Dahlya war für mich persönlich der mit Abstand interessanteste Charakter.
Sie ist so ambivalent in ihren Moralvorstellungen und in ihrem ganzen Sein, dass es einfach faszinierend ist. Einerseits ist sie gütig und beschützt die, die sich nicht selbst schützen können. Aber dann nutzt sie die aus, die ihr am nächsten stehen und würde auch nicht vor Folter und Mord zurückschrecken.
Dass sie in der Gestalt eines Kindes (oder zumindest sehr jungen Mädchens) auftritt, finde ich ebenfalls sehr interessant. Bis zum Ende des Buches wird nicht genau verraten warum und ich denke/hoffe, dass wir das in den folgenden Bänden noch erfahren dürfen.
Eine der wichtigsten Nebencharaktere/-figuren waren Meena und Gawen.
Meena übertrifft in ihrer blinden Gefolgschaft zu Dahlya sogar noch Karys Wunsch ihrer Mutter, um jedem Preis zu gefallen. Sie ist eine der mächtigsten Magiebegabten und im Laufe der Handlungen wird ihre Vergangenheit beleuchtet, was viele ihrer Entscheidungen rechtfertigt. Interessanterweise ist sie auch der Charakter, der Tia am ähnlichsten zu sein scheint. Denn im Grunde sind sie nur verletzte Kinder, die irgendwie versuchen zu überleben.
Gawen ist Karys bester Freund und ein richtiger Sonnenschein. Seine Moralvorstellungen weichen aber entscheidend von Karys, bzw. von deren Mutter ab und er macht daraus keinen Hehl. Für ihn sind Magiebegabte Individuen, die nach ihren Taten und ihrem Charakter beurteilt werden sollten - nicht nach etwas, das sie nicht kontrollieren können.
Seine Entscheidung gegen Ende hin war der einzige Punkt innerhalb der Handlung, der mir etwas gezwungen erschien. Dennoch war seine Entscheidung nachvollziehbar, da er sich in einer höchst stressigen Situation befunden hat.
Die anderen Figuren waren durchweg interessant und trotz teilweise nur kurzer Auftritte ausreichend ausgearbeitet.
Weltaufbau:
Die Welt unterteilt sich in mehrere Abschnitte, welche sowohl magisch, als auch nicht magisch sein können. Die Magie selbst kann sich auch von Land zu Land unterschiedlich verhalten. In Velarien gibt es schon lange keine Magie mehr, aber diese kann an den Grenzen zu Daskyen durchaus herüber wabern und so einen gewissen Einfluss nehmen. Daskyen und Thygonien sind beide von Magie durchzogen, aber die Auswirkungen, als auch der Umgang mit ihr und derer, die in der Lage sind, Magie zu nutzen, unterscheiden sich sehr. Beide Länder sind Monarchien, wobei in Daskyen immer eine Frau und in Thygonien Männer den Thron besteigen. Zwischen den beiden Ländern herrschte lange Krieg und der teuer erkaufte Frieden besteht noch kaum über 20 Jahre.
Das Magiesystem ist sehr interessant gehalten und an die Elementarmagie angelehnt, aber nicht unbedingt auf diese limitiert. Daskyen hat es geschafft, die Magie besser zu kontrollieren, indem sie Gegenstücke geschaffen haben. Diese tragen Teile der Magie in sich - können diese aber nicht nutzen. So schwächen sie die Magiebegabten und Daskyen versucht mit Hilfe der passiven Gegenstücke die Aktiven aufzuspüren.
Der Weltenaufbau ist erfrischend und für mich etwas Neues. Normalerweise interessieren mich die politischen Aspekte solcher Konstellationen weniger, aber Laura platziert diese so geschickt, dass ich mir sogar mehr Erklärungen in den folgenden Teilen erhoffe.
Gestaltung:
Das ganze Buch schreit nach Herbst - innen wie außen. Laura selbst ist bekennend herbstliebend und das merkt man. Das Cover ist in warmen Rot-, Orange- und Gelbtönen gehalten und der Titel ist in einer eleganten Schrift in weißer Farbe über das gesamte Cover platziert. Der Farbschnitt ist im selben Stil gehalten und ergänzt das Buchcover perfekt. Es ist auf eine unaufdringliche Art schön und gibt mir dieses “cozy feeling", wie es nur ein sonniger Herbsttag vermag.
Fazit:
Ein solches Buch begegnet einem selten und es bekommt einen ganz besonderen Platz in meinem Herzen. Die “casual queerness” war etwas, das mich sofort begeistern konnte und die Protagonisten sind so gut geschrieben, dass ich gar nicht anders kann als mit ihnen mitzufiebern. Der ambivalente Umgang mit Gut und Böse ist Laura meisterhaft gelungen und gibt dem Buch diese gewisse Aura des Mysteriösen.
Ich empfehle dieses Buch jedem (ab 14 Jahren) der auf Dark Fantasy, ohne Spice und gutes Slow Burn steht. Wer Magie und Gothic Ambiente liebt, wird hier mehr als auf seine Kosten kommen.
Für Wie Schatten in der Dämmerung vergebe ich die Goldene Motte.














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